Internationale Gangpferdevereinigung IGV e.V.
  • Adressen
  • Sport
  • Mitgliedschaft
  • Gangpferde
  • Ausbildung
  • IGV-Broschüre
  •  

    Mangalarga Marchadores

       

     


    Ursprungsland

    Gangpferde aus Brasilien – Pferde ohne Grenzen

    Mangalarga Marchadores sind die drittgrößte Pferderasse der Welt. Im brasilianischen Verband ABCCMM werden 5.000 Züchter und 387.000 eingetragene Zuchtpferde betreut. Jedes Jahr kommen ca. 70.000 Fohlen auf die Welt. Dennoch kennt  kaum einer diese wunderbaren Tiere hier in Europa. Was sind das für Pferde, wie sehen sie aus und wie werden sie eingesetzt?

    Sie sind ausdauernd, leichtrittig und harmonisch im Gebäude. Ihre iberischen und portugiesischen Vorfahren, haben Ihnen eine hohe Dressurbegabung mitgegeben und wer ein vielfältig einsetzbares Reitpferd sucht, das obendrein auch noch ausdrucksstark, mit gutem Gemüt und stolzem Erscheinungsbild ist, wird von einem Mangalarga Marchador in seinen Erwartungen voll bestätigt. Als zusätzlichen Reiz bietet diese Pferderasse auch noch einen besonderen Gang an: Die Marcha! Diese Gangart lässt den Reiter auf langen Strecken im Gelände erschütterungsfrei und besonders komfortabel sitzen.

    Geschichte und Herkunft

    Die Geschichte der Mangalarga Marchadores beginnt Anfang des 19.Jahrhunderts,als der portugiesische König Dom Joao VI, der mit seinem kompletten Hofstaat und etlichen edlen Alter-Pferden 1807 auf der Flucht vor Napoleon nach Brasilien übergesiedelt war; sein Sohn, der Prinzregent Dom Pedro I, schenkte dann 1812 seinem Freund, dem Baron von Alfenas einen Hengst der portugiesischen Rasse Alter schenkte. Dieser Hengst mit dem Namen Sublime wurde im Süden von Minas Gerais mit einheimischen Stuten gekreuzt, welche Abkömmlinge der Rassen Berber und portugiesische Landschläge waren. Die Bezeichnung „Mangalarga“ geht auf die Fazenda gleichen Namens im Bundesstaat Rio de Janeiro zurück, bedeutet aber im brasilianischen auch"weite/weitläufige Koppel".

    Zu jener Zeit war das Pferd das wichtigste Verkehrs- und Fortbewegungsmittel und besonders die Tiere der Fazenda Mangalarga erweckten durch ihre Schönheit und Ausdauer, vor allem aber durch ihre besonders weiche Gangart, höchste Aufmerksamkeit und reges Interesse.

    So kam es, dass, wenn man im Süden von Minas Gerais Reitpferde einkaufte, Mangalarga Marchadores verlangt wurden. Erst 1949 wurde der brasilianische Zuchtverband  gegründet, der heute über 380.000 eingetragene Pferde betreut. Zahlenmäßig ist damit die Rasse Mangalarga Marchador die drittgrößte Pferderasse der Welt.


    Erscheinungsbild und Charakter

    Der Mangalarga Marchador ist ein Vertreter der mittelgrossen Rassen. Er hat eine kraftvolle und wohlproportionierte Struktur. Sicher auch wegen seiner iberischen Vorfahren hat er einen noblen und harmonischen Ausdruck. Er verfügt über ein leichtes und kompaktes Gebäude. Sein Fell ist angenehm weich und glatt, ja seidig. Die Farben sind äusserst vielseitig mit einem Übergewicht bei den Schimmeln; Braune und Schwarze sind seltener. In letzter Zeit werden die Mischungen und Zwischentöne immer vielseitiger. Die Schecken - in Brasilien nennt man sie Pampa – sind ebenfalls stark auf dem Vormarsch.

    Das Temperament eines Mangalarga Marchador spiegelt den Spannungsbogen zwischen willig und zahm, jedoch gleichzeitig aktiv und agil wider. Seine Dynamik inbesondere bei der Marcha ist leichtfüssig, fast schwerelos. Das maximale Stockmass für Hengste und Stuten ist im Zeitablauf immer weiter angehoben worden. Heute liegt das Maximal-Mass eines Hengstes bei 1,57 Metern, bei einer Stute bei 1,54 Meter. Die Idealgrösse ist derzeit in den Rasse-Statuten mit 1,54 m für Hengste und 1,47 m für Stuten angegeben.

    DER KOPF

    Das vielleicht herausragendste Merkmal des Mangalarga Marchador ist die Kopfform. Die Silhouette soll dreieckig sein und möglichst harmonisch wirken. Wünschenswert ist eine breite und ebene Stirn. Konvexe oder zu stark konkave Formen sind ausgeschlossen. Eine weitere charakteristische Eigenschaft sind die Augen des Pferdes. Sie sollen gross sein und hervortreten, vor allem aber ausdrucksvoll und mit langen Wimpern ausgestattet sein.

    Weiterhin ist auffallend, dass die Ohren leicht sichelförmig und parallel sein sollen, dabei zeigen die Spitzen der Ohren nach innen. Der Nacken und der Hals sollen gut definiert, biegsam und athletisch sein. Das Maul ist mittelgross und mit festen, gleich grossen und gut beweglichen Lippen ausgestattet. Die Nüstern sind grösser proportioniert und sehr beweglich.

    DER HALS

    Ein weiteres rassetypisches Merkmal ist der pyramidenförmige Hals, der in einer ausgewogenen Proportion zum Gebäude steht. Er ist von einer muskulösen Struktur und sehr flexibel. Der Hals des Hengstes darf dabei auch leicht konkav gebogen sein. Das gilt als geschlechtsspezifische Ausprägung beim männlichen Tier. Die Mähne soll feinhaarig und seidig sein. In der Praxis kann hier allerdings jede beliebige Version angetroffen werden. Alle denkbare Farben und Farb-Kombinationen, oft auch im Farbkontrast zum Fell, sind anzutreffen, bis hin zu geradezu barocken Längen und Wellungen ...es sind keinerlei Grenzen erkennbar.

    DER RUMPF

    Am Körper des Mangalarga Marchador soll der Widerrist gut definiert, lang und hervorragend sein. Die Brust soll tief, lang, muskulös und nicht hervorspringend sein. Der Rücken des Pferdes soll mittellang, gerade und mit einer ausgeprägten Muskulatur ausgestattet sein. Lende kurz und gerade mit harmonischer Verbindung von Rücken zur Kruppe, stark bemuskelt. Der Schweif des Mangalarga Marchador soll gut eingepflanzt sein, kurze Schweifrübe, fest und nach unten gerichtet sein, während die Spitze vorzugsweise leicht nach oben gebogen sein soll, wenn sich das Tier bewegt. Die Schweifhaare sind idealerweise fein, nicht übermassig viel und von seidiger Erscheinung.

    DAS FUNDAMENT

    Die Schulter des Mangalarga Marchador wird wiederum als eines der bedeutendesten Kennzeichen des Pferdes erachtet. Sie soll ausgesprochen lang und vor allem schräg vom Widerrist vorwärts-abwärts gerichtet sein. Sie muss von einer starken Muskulatur deutlich gegen den Hals abgegrenzt sein. Im Ergebnis wird dadurch das Auffussen bei der Marcha weicher abgefangen und der Komfort gewährleistet. Unterarm und Unterschenkel sind lang, muskulös und korrekt gestellt. Sprunggelenk trocken, stark, korrekte Stellung. Röhrbein kräftig, Hinterröhre gerade, kurz, trocken, senkrecht stehend mit kräftigen, gut sichtbaren Sehnen; Fesseln mittellang stark und schräg; ausgeprägte Gelenke. Insgesamt sollte die Neigung der hinteren Fessel etwas stärker als die der vorderen sein, denn auch dies ist wiederum ein erheblicher Einflussfaktor für die Geschmeidigkeit des Abfussens und damit für den Komfort der Marcha.

    Der besondere Gang

    Spricht man mit Besitzern der Rasse Mangalarga Marchador oder befasst man sich etwas mit der Literatur - sei es im Ursprungsland Brasilien oder in den Ländern Europas - so eint die Besitzer die generelle Liebe zur Rasse aufgrund der Schönheit und Eleganz der Tiere wie auch aufgrund ihres ausgeprägten Sanftmuts und ihres Menschenbezugs.

    Das Fundament der Begeisterung stellt in erster Linie jedoch der rassetypische Gang „Marcha“ dar. Je nach Zuchtziel und Ausbildung des Tieres kann dieser in einer Vielzahl von unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Und so überrascht es kaum, dass es an dieser Stelle mit der Einigkeit unter den Reitern auch schnell vorbei ist, denn ein jeder bevorzugt nun einmal seine ganz individuelle Lieblingsausprägung und ist geneigt, davon auch andere MM-Reiter zu überzeugen.

    Nachfolgend deshalb einige grundsätzliche Beschreibungen, von denen ein jeder sich jene zu eigen machen kann, die für ihn am meisten Bedeutung haben. Idealerweise finden sich für jeden mehrere zutreffende Aussagen. Gleichzeitig wäre es fair, auch die Aussagen gelten zu lassen, die sich andere MM-Freunde eher auf die Fahnen schreiben. Das ist die Art von Toleranz, für die EAMM steht:

    „Marcha“ und „Tölt“

    Zunächst einmal ist es wenig zielführend die Gangart „Marcha“ mit dem „Tölt“ der Islandpferde zu vergleichen, denn dazu ist das Gangrepertoire der Mangalarga Marchador bei Weitem zu vielseitig und am Ende auch signifikant eigenständig.

    Korrekt ist vielmehr die Gangart Marcha zum übergeordneten Begriff der Viertakt-Gangarten zu zählen, denn das ist sicherlich der gemeinsame Nenner aller Gangpferde.

     

    Drei-Gänger und/oder Vier-Gänger

    Ersetzt die Gangart Marcha den Trab? Gibt es MM, die taktrein sowohl über Marcha als auch über Trab verfügen? Darf/soll ein MM überhaupt im Trab bewegt werden?

    Gegenfrage: Welchen Beitrag soll die Ermittlung der „Wahrheit“ auf die Beantwortung von solchen oder ähnlichen Fragen auf die Freude an unseren Pferden haben? Gibt es überhaupt eine alleinige Antwort?

    Zweifelsfrei ist lediglich, dass die Zuchtordnung der ABCCMM (brasilianischer MM-Verband) festlegt, dass Trab bei MM nicht erwünscht ist; und eine Eintragung ins Stammbuch nicht erfolgen kann, wenn ein MM keine Marcha sondern nur Trab anbietet.

    Es kann jedoch nicht übersehen werden, dass etliche nach Europa eingeführte MM durchaus unverkennbar neben der Marcha einen taktreinenTrab anbieten, wenn man es als Reiter zulässt und/oder fördert.

    Unsere Formel lautet deshalb: Zwingende Voraussetzung für ein Mangalarga Marchador ist, dass das Pferd über die Marcha verfügt. Kann es darüber hinaus im Einzelfall auch traben, so soll das keine Herabsetzung sein, sondern eher als ein weiterer Beweis gelten, wie vielseitig unsere Rasse ist. Die Originalität eines Mangalarga Marchador ist unabhängig davon, ob er reiner Drei- oder sogar Viergänger ist. Jedoch in jedem Fall ist Marcha obligatorisch.

    Unstrittig ist schliesslich auch, dass die Evolutionstheorie der Gattung der Pferde belegt, dass sowohl der Trab als auch der Rhythmus der Gangpferde bereits vor der Entdeckung diverser Kolonien im Süden oder Norden unseres Globus - genetisch bedingt - bekannt waren. Bereits der mittelalterliche Begriff „Zelter“ bezeichnet die Fussfolge der Gangpferde und soll als Beleg erwähnt werden.

    Weiterhin ist historisch belegt und kaum in Frage zu stellen, dass es die zeitlichen Umstände der jeweiligen Gesellschaft waren (Stellenwert des Pferds zur Personenbeförderung, Industrialisierung und Entwicklung des Automobils, Pferde als Transportmittel in Kriegen, Einsatz in der Landwirtschaft, Ziele im Pferdesport, etc.), die in der Pferdezucht den Trab gegenüber den Fussfolgen des Gang-Rhythmus einen grösseren Stellenwert gaben oder auch umgekehrt.

    Kurzer Exkurs: Die Liste der Pferderassen, die eigentlich hinsichtlich ihrer Zuchtziele reine Trab-Veranlagung haben sollten und aktuell dennoch vereinzelt auch Gang-Rhythmen anbieten, ist unübersichtlich lang.

     

    Die Fussfolgen der Marcha

    Marcha ist ein natürlicher, symmetrischer, vorwärtsgerichteter Viertakt-Gang. Im Gegensatz zum Trab, der lediglich über vier Phasen verfügt, kann der Gang Marcha in einen Kreislauf von acht ideal-typischen Phasen eingeteilt werden, in dem sich:

    • diagonale mit lateralen Fussfolgen abwechseln,
    • die jeweils durch Dreibein-Fussfolgen unterbrochen werden.

    Marcha sieht folglich im Zuchtziel weder eine Einbeinstütze noch eine Sprungphase vor, womit nochmals darauf hingewiesen sein soll, dass der Vergleich mit dem (Renn-)Tölt der Islandpferde nicht zutreffend ist.

    Ein häufig hervorgehobenes optisches Merkmal von Marcha ist - in der Seitenansicht - die beim Fusswechsel einen Halbkreis beschreibende Anordnung der Gliedmassen der Vorderbeine. Ein aufwändigerer Bewegungsablauf ist im Zuchtziel nicht vorgesehen, denn das ginge zu Lasten der Ausdauer bei Endurance-Ritten.

    Insofern verzichtet die brasilianische Zuchtordnung ganz gezielt auf spektakuläre Bewegungen der Vorderbeine. Diese halbkreisförmige Anordnung der Vorderbeine beim Schrittwechsel gilt auch als einer der Gründe, weshalb ein Mangalarga Marchador so komfortabel zu reiten ist, denn der Auftritt der Vorderbeine ist durch diese Bewegung der Gliedmaßen besonders elastisch und weich.

    Kennzeichnend für die Vorwärtsbewegung ist auch die Anordnung der Hufabdrücke: Die Hinterhufe sollen bei normalen Boden-Bedingungen die Vorderhuf-Abdrücke nämlich mindestens decken oder sogar überlappen.

    Und noch ein Exkurs: Unterschiede Trab vs. Marcha

    Gegenüber dem Trab unterscheidet sich die Fortbewegungs-Technik der Marcha:

    • durch die Anzahl der Phasen pro Raumfortschritt,
    • die unterschiedlichen Fussfolgen,
    • aufgrund der doppelten Frequenz sowie
    • kompletter Wegfall der Flugphase und in der Folge
    • erschütterungsfreieres, komfortables Reiten.

     

    Varianten der Marcha

    Man unterscheidet demzufolge zwei grundsätzliche weitere Untervarianten der Marcha:

    Marcha Batida

    Zentrale Kennzeichen dieser Variante sind:

    • Verschiebung in die diagonale Bewegung
    • der Raumgriff ist im Batida-Rhythmus grösser und somit die Frequenz der sich abwechselnden unterschiedlichen Fussfolgen niedriger.
    • akkustisch vernehmbar ist das Resultat: kurze, echoartige Doppeltakte.
    • in der Seitenansicht kann - erwischt man den richtigen Moment - eine perfekte „M“-Formation der Beine ausgemacht werden.
    • Batida-Pferde bewegen sich tendenziell regelmässiger und gleichförmiger.
    • geringfügige Schaukel-Bewegungen folgen eher dem „auf/ab“-Muster (deshalb vielleicht auch die Bezeichnung „trabverschobener Viertakt“)
    • der Wechsel in den Galopp fällt den Batida-Pferden tendenziell leichter
    • für (einfache) Dressur-Übungen sind sie i.d.R. geeigneter.

    Marcha Picada

    Die Eigenschaften dieser Variante lassen sich wie folgt beschreiben:

    • Verschiebung in die laterale Bewegung
    • die Schrittlänge ist kürzer und somit die Frequenz der sich abwechselnden unterschiedlichen Fussfolgen höher.
    • das führt dazu, dass der akkustische Vier-Takt schneller, gleichzeitig jedoch wesentlich regelmässiger und rhythmisch-gleichförmiger zu hören ist.
    • auch hier können geringe Schaukelbewegungen erkennbar sein, die jedoch eher der Bewegungsrichtung „rechts-links“ folgen
    • diese Variante ist auch deshalb besonders beliebt, weil vertikale Bewegungen des Reiters nahezu vollkommen unterbleiben.
    • die Picada-Pferde können sich bei einem Tempowechsel zum Galopp etwas schwerer tun. (Vierschlaggalopp).

    Marcha de Centro (auch Marcha Media, Marcha Verdadeira, oder Marcha Ideal)

    Alle Bemühungen, die unter diesen Namen zusammengefasst werden können, eint das Ziel, den Raumgriff und die Rhythmik der Batida-Pferde mit der uneingeschränkteren Bequemlichkeit der Picada-Pferde in Einklang zu bringen.

    Zusammenfassung:

    Bleibt anzumerken, dass die obigen Abhandlungen lediglich eine theoretische Ideal-Beschreibung darstellen. Die Realität zeigt, dass jeder Mangalarga Marchador ausnahmslos über eine Vielzahl von Nuancen seines Gangrepertoires verfügt. Die Grenzen sind fliessend und manchmal sogar von der „Tagesform“ von Pferd und Reiter abhängig.

    In der Folge überrascht es gar nicht so sehr, dass es sogar Mangalarga Marchadores gibt, die beide Techniken anbieten. Ausserdem kann es einem erfahrenen Züchter/Reiter gelingen, auch einen Wechsel – zumindest von Batida zu Picada – herbeizuführen.

    Regelmässiges Training und Erfahrung des Reiters wird dem Pferd helfen, seine „Defizite“ - wenn sie als solche wahrgenommen werden – abzubauen und seine Talente zu fördern.

    Gymnastizierung und Marcha

    Es gibt natürlich Geschichten in Brasilien von Züchtern, die ihre edlen Stücke nur in der Ovalbahn auf Marcha trimmen und nervös werden, wenn ein Interessent auch mal den Galopp ausprobieren will. Auch kann nicht übersehen werden, dass nicht alle Trainingsmethoden für Mangalarga Marchadores aus der hohen Reitschule stammen – jenseits oder diesseits des Atlantiks.

    Auch in Brasilien nimmt die Zahl der Züchter zu, die eigens Trainer – nicht selten von trabenden Rassen – engagieren, um sich so alltäglichen Themen wie Losgelassenheit, Anlehnung, Versammlung und natürlich Durchlässigkeit, usw. zu widmen. Viele Gewinner der diversen Wettbewerbe in Brasilien werden heute von Profi-Trainern auf Siege vorbereitet.

     

    Marcha vs. Dressur und/oder Springen

    Welches Pferd, wenn nicht ein Mangalarga Marchador, das „Pferd ohne Grenzen“(Cavalo sem fronteiras), sollte nicht auch für Freunde der Sportarten Dressur und/oder Sprungreiten ein talentierter Kamerad sein? Die Zeit ist mehr als gekommen, um ohne Dogmen mit diesen Themen umzugehen.

    Wenn heute schon bei den brasilianischen Jahresendausscheidungen die „Prova funçional“ (Kombination aus Hindernis-, Sprung-, Geschwindigkeits- und Dressur-Übungen) das Zünglein an der Waage spielen kann, ob ein für das Finale qualifiziertes Pferd auf Platz oder als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgeht, dann muss auch hierzulande anerkannt werden, dass unsere Rasse Mangalarga Marchador vielleicht keine Olympia-Kandidaten fürs Springen stellen wird, aber möglicherweise als Gewinner aus z. B. der nächsten Working Equitation Saison hervorgehen wird.

    Man ist nicht mehr oder weniger ein Tierfreund oder Kenner der Rasse, wenn man sich auf der einen Seite dem sportlichen Wettbewerb stellen möchte, auf der anderen Seite z.B. das zügellose oder gebißlose Reiten perfektionieren will. Der Verband EAMM steht für das Mass an Toleranz, welches alle vertretenen Richtungen vereinen will.

    Solange die Regeln des Horsemanship eingehalten werden, sowie Pferd und Reiter ihre uneingeschränkte Freude auskosten können, soll dem einen oder anderen Anhänger sein Vergnügen gegönnt sein und seine Bemühungen respektiert werden.

    EAMM will ein Verband sein, der bereit ist, zu unterstützen, wenn Hilfe gewünscht ist, aber der auch frei von Belehrungen sein möchte. Das ist idealerweise das Ziel für alle Anhänger der Rasse Mangalarga Marchador.

    Einsatzmöglichkeiten
    Wander- und Distanzreiten

    Die Marcha kann in langsamem versammeltem Arbeitstempo geritten werden und bis zu hohem Tempo gesteigert werden. Mangalarga Marchadores sind zur Bewältigung langer Strecken in unwegsamem Gelände und für Farmarbeit gezüchtet worden. Bei Ritten in Brasilien kann es vorkommen, dass während eines mehrstündigen Ausrittes einige Stunden Marcha geritten wird und das mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 14 km/h. Die Pferde sind also besonders gut für Distanz- und Wanderritte geeignet.
           
      Dressur

    Aufgrund ihrer iberischen Vorfahren haben sie eine hohe Dressurbegabung und ein gutes Galoppiervermögen. Längst gibt es in Brasilien wie auch Europa Mangalarga Marchadores, die je nach Ausbildungsstand in der Dressur bis hin zu hohen Dressurlektionen, wie z. B. Piaffe, Pirouette etc. vorgestellt werden.

    Piaffe, Passage, Einerwechsel, Galopp-Piourette, u.v.m. zeigte dieser Marchador auf dem National Championship 2009
           
      Arbeitsreitweise, Working Equitation

    In Brasilien werden die Mangalarga Marchadores bei der Rinderarbeit eingesetzt. Ihr Mut und ihre Zuverlässigkeit machen sie zu wichtigen Partnern beim Treiben und Einfangen der Rinder. Sie sind wendig, nervenstark und schnell. Aufgrund dieser Charaktereigenschaften eignen sie sich auch für die Disziplinen der Working Equitation. Hier sind Marchadores mit einer guten Galoppade gefragt, da die Disziplinen (Dressur, Trail, Speedtrail und Rinderarbeit) hauptsächlich in den Gangarten Schritt und Galopp absolviert werden. Die Ausbildung eines Mangalarga Marchador zu einem zuverlässigen WE-Pferd dauert ca. 4 Jahre.
           
      Vielseitigkeit, Springen

    Der Mangalarga Marchador ist zwar nicht für das Springen gezüchtet, trotzdem können die Pferde bei entsprechender Ausbildung durchaus Sprünge bewältigen, die in einem Trail oder im Gelände erforderlich sind. Vereinzelte Pferde wurden in Brasilien jedoch auch mit enormem Springvermögen auf Springturnieren mit Sprüngen bis 1,80 m vorgestellt. Das sind jedoch eher die Ausnahmen
      

    nicht dafür gezüchtet – aber trotzdem möglich: Springen mit MMs
     
           
      Therapeutisches Reiten

    Bei der Zucht der Mangalarga Marchadores wurde nicht nur auf eine schönes Erscheinungsbild und die bequemen Gänge Wert gelegt. Ein besonderes Zuchtkriterium war und ist der Charakter. Nur Pferde, die ausgeglichen, menschenfreundlich und zuverlässig sind, kommen in die Zucht. So entstand eine Pferderasse, die durch ihren Einsatz beim therapeutischen Reiten auch ihren Beitrag für die Verbesserung der Lebensqualität behinderter Menschen leisten kann.        

      Zusammenfassend kann man sagen, dass der Mangalarga Marchador das ideale Familien-, Freizeit- und Turnierpferd ist. Er eignet sich für viele Disziplinen und unterschiedliche Reitweisen. Er ist lernwillig, gehfreudig und besitzt viele Talente, so dass die Ausbildung über seine Einsatzmöglichkeiten entscheidet.

    Mangalarga Marchador Online-Zeitung